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Lexikoneintrag - China - Teelexikon
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China - amtl. Bez. Volksrepublik China, kurz VR C., china Zhōnghuá Rénmín Gònghéguó, kurz Zhonghuo - mit einer Fläche von 9572419 km2, einer Ost-West-Ausdehnung von ca. 4200 km und einer Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 4500 km drittgrößter Staat sowie mit ca. 1300 Mio Einwohner auch bevölkerungsreichster Staat der Erde. China ist also etwa so groß wie die USA oder ganz Europa bis zum Ural, was bedeutet, daß sich die phys. Oberfläche, die klimatischen Bedingungen und damit die Voraussetzungen für menschliches Leben zwischen den einzelnen Regionen des Landes sehr stark unterscheiden.
China grenzt an 14 Staaten: Afghanistan, Bhutan, Indien, Kasachstan, Nordkorea, Kirgisien, Laos, Mongolei, Myanmar, Nepal, Pakistan, Rußland, Tadschikistan und Vietnam. Sein Territorium ist aber auch durch natürliche Grenzen von dem seiner Nachbarn getrennt, nämlich im Osten und Südosten durch Meere (Gelbes Meer, Ostchin. Meer und Südchin. Meer), im Süden, Südwesten, Westen und Nordwesten durch hohe Bergmassive, im Norden durch Steppen und Wüsten und im Nordosten durch Flüsse (Amur und Ussuri).
Hauptstadt der VR China ist Beijing (Peking) mit ca. 11 Mio Einwohner und die Verwaltungsgliederung erfolgt in 22 Provinzen, 4 der Regierung unmittelbar unterstellte Städte (Beijing, Chongqing, Shanghai, Tianjin) und 5 autonome Gebiete (Innere Mongolei, Guangxi, Xinjiang, Ningxia, Tibet).
China kann als einziges Land der Erde auf eine über 3000 Jahre ununterbrochene Geschichte zurückblicken. Die historische belegbare Kontinuität der chinesischen Kultur reicht von den Anfängen in der Bronzezeit bis heute. Bis ins Jahr 1912 herrschten in China jeweils versch. Dynastien, die nachfolgend aufge- führt sind:
China ist das Ursprungsland allen Tees 3 - 5 und die fast 2000jährige Geschichte des Tees ist ein faszinierender Teil der chin. Kultur. In einigen Nachbarregionen wird er eben- falls schon länger erzeugt, aber erst seit anderthalb Jh.en wird er (teils aus chin. Samen) auch außerhalb dieser Länder angebaut.
Die Entdeckung der guten Eigenschaften des Tees wird dem chin. Kaiser Shennong (2737 - 2697 v. u. Z.) zugeschrieben, welcher als „Vater der Landwirtschaft“ mit Hunderten von Kräutern experimentiert haben soll. Aber das ist eher Legende als hist. Tatsache. Schon im 6. Jh. v. u. Z. wurde bei Begräbniszeremonien ein Kraut namens t'u verwendet. Chinesische Teepflanzer bestätigen, daß t'u das ist, was man heute manchmal bitteren Tee nennt, also eine Pflanze, die bot. nicht zu den Teegewächsen gehört. Das chin. Schriftzeichen für diese Pflanze ähnelt aber dem für ch'a (Tee) und wird daher des öfteren mit ihm verwechselt. Aufgrund dieser Verwechselungen bleiben die Anfänge der Geschichte des Tees in C. nebulös. Man muß davon ausgehen, daß der Tee zu- nächst med. Verwendung erfuhr und erst später zum allg. gebräuchlichen Getränk wurde. Es kann jedoch zuverlässig nachgewiesen werden, daß Tee 5 in der Epoche der Drei Reiche (220 - 265) bekannt war. Man kann also annehmen, daß das erste Teegetränk zu Beginn der christlichen Zeitrechnung oder früher hergestellt wurde. Und der ur- sprünglich wegen seiner med. Eigenschaften getrunkene Tee war bereits in der frühen Tang-Ära als Getränk höfischer Kreise beliebt. Es ist anzunehmen, daß diese Sitte sich dann in allen Schichten der Bevölkerung verbreitete. Während der Epoche der Sechs Dynastien (420 - 581) breitete sich die Sitte des Tee- trinkens schnell im S und etwas langsamer im N von C. aus. Im 8. Jh. verbreitete sie sich dann bes. schnell und entsprechend schnell entwickelte sich der Handel zwischen dem S C., wo der Tee angebaut wurde, und dem N - bes. dem Kaiserhof in der Haupt- stadt Chang ́an ( heute Xian ). Dies führte auch zur Einführung des staatl. Monopols auf den Tee und einer damit verbundenen Steuer im Jahre 793. Außerdem wurde der Tributtee als Abgabe an den Kaiserhof in Gestalt der edelsten Teesorten eingeführt. Während der Tang-Periode wurde der Tributtee in Form von zu „Kuchen“ gepreßten Blättern geliefert (Teekuchen 1 ) und obwohl Tee damals der Allgemeinheit in versch. Formen zu Verfügung stand - grobkörnig, als lose Blätter, zu Pulver gemahlen oder eben als „Kuchen“ - bevorzugten die meisten Teetrinker die letztere Art. Sie schnitten von den „Kuchen“ schmale Streifen ab, die dann mit einer Teemühle für die Teeberei- tung 2 zu Pulver gerieben wurden. Oft benutzte man zum Kochen des Wassers eine Art Tonflasche (Teeflasche). Diejenigen Teemeister 1, die es mit der Temp. des Was- sers sehr genau nahmen, konnten die Wasserblasen also nicht sehen und beurteilten die Temp. nach den Lauten des zischenden Wassers. Man benutzte den Ausdruck „Suppe“, weil oft stark schmeckende Zutaten wie Zwiebeln, Ingwer, Orangenschalen oder Pfefferminz mit dem Wasser aufgekocht wurden. Statt Teetassen verwendete man Schalen (chien, chung), welche ursprünglich aus Holz waren, später jedoch aus Kera- mik, und in den Haushalten der Reichen wurden ebenfalls Teekannen und Trinkgeräte aus Gold und Silber verwendet. Auch bei den Mongolen, Tartaren, Turkvölkern und tibet. Nomaden nördl. und westl. der Grenzen C.s wurde das Teetrinken üblich. Tee wurde sogar zu einem wesentlichen Bestandteil der Ernährung der Nomaden. Da diese Völker fast nur Fleisch und Milch- produkte verzehrten, war in großen Mengen getrunkener Tee ein wirksames Mittel gegen Erkrankungen, die als Folge des Mangels an Obst und Gemüse entstanden. Nach einer Zw.zeit kam im Jahre 960 die Song-Dynastie an die Macht, die der Tang-
Dynastie an Pracht und Glanz gleichkam. Die chin. Teekunst erreichte neue Höhen – u. a. von Kaiser Hui Tsung (1101 - 1125) ermuntert. Und obwohl der Tributtee weiterhin zu Kuchen gepreßt wurde, kam auch loser Tee, wie wir ihn heute verwenden, schon damals in Gebrauch. Der Handel mit den Noma- denstämmen war inzwischen so bed. geworden, daß der Tee, den man gewöhnlich gegen Pferde tauschte, nun sogar als Druckmittel eingesetzt werden konnte.
Nach den Song-Kaisern wurde C. fast ein Jh. lang von Mongolen beherrscht. Dann kam die Ming-Dynastie an die Macht und versuchte, vergangenen Ruhm wieder aufle- ben zu lassen. Unter ihrer Herrschaft spielte die sog. Pferde-und-Tee-Behörde eine wichtige Rolle in der Volkswirtschaft, denn die Nachfrage nach Tee seitens der Stäm- me an den Landesgrenzen war so groß geworden, daß Tee für das Reich zu einem militärisch und finanziell höchst bedeutsamen Rohstoff wurde.
Während der Qing-Dynastie wurde die alte Teesteuer dann gänzlich abgeschafft, weil Tee inzwischen ebenso selbstverständlich zum allg. Bedarf zählte wie die trad. steuer- freien Artikel Öl, Salz, Brennholz, Reis, Sojabohnen und Essig. Tee 4 steht zu dieser Zeit mit einem Anteil von 8 % an der vierten Stelle der sieben wichtigsten Handelsgü- ter (Korn 42 %, Baumwollbekleidung 25 %, Salz 15 %, Tee 8 %, Seidenwaren 4 %, Seide 3 %, Rohbaumwolle 3 %).
Im 19. Jh. stieg der schon im 18. Jh. stark gestiegene Tee-Export weiter, bis die Kon- kurrenz der neuen Teeplantagen in Indien, auf Ceylon und in Japan spürbar wurde, wo man sich neuer ind. Technologien bediente. Ab 1880 fiel deshalb der Teepreis und führte schnell zu Konsequenzen hinsichtlich der Anbaufläche.
Anfang des 20. Jh. blieb die Verwendung von Tee als durststillendem Getränk, als Mittel zur Pflege der Geselligkeit und als Zentrum der Tee-Kunst weitgehend dieselbe wie zu Zeiten der Ming- und der Qing-Dynastie. Tee wurde von allen Bevölkerungs- schichten mehrmals täglich getrunken, jedoch vorzugsweise am Morgen. In seinem berühmten Roman „Rikscha-Kuli“ schildert Lao She z. B. daß Rikschafahrer trotz ihrer Armut große Mengen Tee tranken. In fast jedem städtischen Haushalt gab es eine große Kanne mit Tee, die in einem wattierten Korb warm gehalten wurde, denn es wäre völlig undenkbar gewesen, einem Besucher keinen Tee anbieten zu können. Es gab eine große Zahl bes. Teeläden. Trink- und Bestechungsgelder wurden als Teegeld bezeichnet. In jedem Hotelzimmer stand Tee bereit. Die Badehäuser servierten ihn ihren Kunden ebenso wie viele der besseren Ladengeschäfte in der City. Tee wurde auch zu mancherlei zeremoniellen Zwecken gebraucht. Man opferte ihn den Göttern und den Gräbern der Ahnen, schenkte ihn den Eltern bei Verlobungsfeiern, und bei fast jeder Art von trad. gesellschaftlichen Anlässen übergaben die Jüngeren den Älte- ren Tee. Bei Hochzeitsfeiern war er schlicht unentbehrlich, denn Teebäume können mehr als hundert Jahre alt werden und symbolisieren daher ein langes Leben und ehe- liche Treue. Beamte ließen ihren Besuchern zu Beginn eines Gesprächs Tee servieren. Sobald der Gastgeber seine Tasse zum zweiten Male zum Mund führte, galt das als Wink für den Besucher, sich zu verabschieden. Kaum hatte nämlich ein Mandarin während der Qing-Ära seine Teetasse zum zweiten Mal berührt, riefen seine Unterbeamten bereits nach dem Transportmittel des Besuchers. In Privathaushalten war es auch Brauch, den ersten Tee zuerst den Großeltern zu reichen, in Läden oder Werk- stätten dem Besitzer oder Leiter. Dann folgte die übrige Familie bzw. die Gesellen und Lehrlinge in der Reihenfolge ihres Alters. Bekannte, die sich am Morgen trafen, pfleg- ten sich selten mit „Guten Morgen“ zu begrüßen, sondern mit der Frage: „Haben Sie schon Tee getrunken?“
Abhängig von der Gegend in C. haben sich einige dieser Bräuche bis heute erhalten. OKAKURA faßte 1906 zusammen: „Wie die Kunst, so hat auch der Tee seine Perioden und seine Schulen. Seine Entwick- lung kann im groben in drei Hauptabschnitte gegliedert werden: gekochter Tee, geschlagener Tee und gebrühter Tee. Wir von heute gehören der letzten Schule an. Diese versch. Methoden, das Getränk zu würdigen, geben Aufschluß über den Geist der Zeit, in der sie herrschten. ... Der Ziegeltee, der gekocht wurde, der Pulvertee, der geschlagen wurde, der Blättertee, der gebrüht wurde, bezeichnen die versch. Gefühls- richtungen der Tang-, der Song- und der Ming-Dynastie in C. Und wenn wir eine häufig mißbrauchte Terminologie aus der Sprache der Kunstwissenschaft entlehnen wollen, könnten wir sie entsprechend als die klass., die romant. und die naturalistische Teeschule bezeichnen. A
Tee 3 wird heute in weiten Teilen C.s angebaut, denn in 20 von insges. 32 Provinzen gibt es Teegärten 1. Die Klimaverhältnisse in den Anbauregionen reichen dabei von tropisch bis gemäßigt, wobei die höchste Anbauregion ca. 2600 m ü. NN und die nied- rigste weniger als 100 m ü. NN liegt.
Obwohl C. die weltgrößte für den Anbau aufweist, ist der Ertrag pro Fläche viel gerin- ger als in den anderen Anbauländern wie Indien, Japan oder Sri Lanka. Das liegt hauptsächlich daran, daß die meisten Teegärten 1 nur sehr kleine Flächen haben und die Herstellung von Tee 4 in Manufaktur erfolgt. Es gibt nur wenige konzentrierte Anbauflächen in den Provinzen Fujian und Zhejiang, welche zus. die Hälfte der chin. Produktion erbringen, wobei in Zhejiang überwiegend Grüner Tee hergestellt wird, während dies in Fujian hauptsächlich Schwarzer und halbfermentierter Tee ist. Grob werden 4 Anbauregionen unterschieden:
1. die südwestl. Anbauregion u. a. mit den Provinzen Sichuan und Yunnan, welche bekannte Schwarze Tees und Pu-Erh-Tee liefern, 2. die südchin. Anbauregion u. a. mit den Provinzen Guangdong und Fujian, welche wichtige Anbauregionen für chin. Schwarztee und Oolongs sind (letztere auch im benachbarten Taiwan),
3. die Anbauregionen südl. des Changjiang u. a. mit den Provinzen Zhejiang, Jiangxi, Hunan, Hubei, Jiangsu und Anhui, wo hauptsächlich Grüntees hergestellt werden - u. a. der Drachenbrunnentee und der Bi-Luo-Chun sowie 4. die Anbauregionen nördl. des Changjiang, wobei es hier wegen der vergleichsweise ungünstigen Anbaubedingungen nur ganz wenige gute Tees gibt.
Derzeit nimmt C. bzgl. der Produktion von Tee 4 nach Indien den 2. Platz ein – im Jahre 2004 wurden ca. 785000 t hergestellt – und bzgl. des Exports nimmt es nach Kenia und Sri Lanka den 3. Platz ein – es führte 2004 279498 t Tee aus. Hauptabneh- mer sind dabei England, Rußland, die USA, Pakistan und die arab. Länder. Herstellung und Vermarktung des Tees 4 sind in China Staatsmonopol, aber jede Provinz ist für ihre Teeproduktion und den Absatz selbst verantwortlich. In jeder Provinzhauptstadt gibt es daher eine landw. Zentralbehörde, die im jeweiligen Anbaugebiet alle Abläufe vom Anbau bis zum Verkauf kontrolliert und verwaltet.
Die diversen grünen, halbfermentierten und schwarzen Tees werden unter Nummern- bezeichnungen vertrieben, wobei eine Nummer jeweils einer bestimmten Sorte und Qualität entspricht. Durch das System der Standards, bei denen die Erträge der versch. Pflückperioden vermischt werden, ist es nicht möglich, Tee einer bestimmten Pflückung oder eines bestimmten Teegartens 1 zu bestellen.
In den chin. Teeanbaugegenden gibt es i. allg. weniger Regen als in Indien, aber er ist gleichmäßiger über das Jahr verteilt. Viele Pflanzungen liegen auch an Berghängen, wo sie dem Nebel ausgesetzt sind, so daß die Blätter reichlich Feuchtigkeit bekom- men.
Die erste Pflückung, First Crop genannt (Ersttrieb-Ern-te), erfolgt im Frühjahr, von Mitte April bis Mitte Mai, und ist sehr ergiebig: etwa 55 % der ges. chin. Tee-Ernte, zugleich auch die qualitativ höchste. Die zweite Pflückung, Second Crop (Zweittrieb-Ernte), im Frühsommer, ist von etwas weniger guter Qualität und macht rund 30 % der Jahresproduktion aus. In manchen Gegenden gibt es eine dritte Pflückung im Herbst, Third Crop (Dritt-Trieb-Ernte, Herbstpflückung), deren Qualität und Ertrag (15 %) bescheiden ist.
Die chin. Produktion ist außerdem zu einem hohen Grade (75 - 80 %) auf grünen Tee ausgerichtet. Grüner Tee ist trad. das Lieblingsgetränk der Chinesen und wird daher hauptsächlich im Land selbst konsumiert. Ein Großteil der Produktion an schwarzem Tee wird dagegen exportiert, so daß annähernd gleich viel schwarzer wie grüner Tee ausgeführt wird.
Dies ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Teelexikon – DAS Nachschlagewerk für alle Teetrinker!“
Mit freundlicher Unterstützung durch den Autor Dr. Hans-Bernd Böttger
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