Lexikoneintrag - chinesische Teekeramik - Teelexikon

 Übersicht   A                                                   
 
 chinesische Teekeramik - Teekeramik aus China, welche aufgrund der langen Tradition des Teetrinkens ebenfalls eine lange Geschichte aufweisen kann.
Künstlerisch hervorragende Keramiken scheinen erst in der Song-Dynastie aufgetaucht zu sein, und die Teekanne nicht vor der Ming-Dynastie.
Song-Keramiken gehören zu den anmutigsten Errungenschaften des alten China, da sie sich durch ihre exquisiten Formen, die tiefdunklen Farben und durch schlichte Eleganz auszeichnen. Für das Aufgießen und Trinken von Tee wurde seinerzeit das chien am meisten benutzt und die Schalen aus Chien-An in der Provinz Fujian aus schwarzgla- sierter Keramik mit dem „Kaninchenfell“ genannten Muster wurden hoch bezahlt. Es gab insgesamt fünf berühmte Brennereien in versch. Provinzen, von denen jede ihre bes. Art von chien herstellte. Schwarz war die Lieblingsfarbe, denn die Menschen der Song-Ära bevorzugten „weißen“ Tee und genossen den farblichen Gegensatz. Andere beliebte Farben waren Blau, Blauweiß und die Farbe von Molasse.

Prototypen exquisiter weißer Jingde-Tassen und der berühmten Yixing-Teekannen werden bis in die Tang-Ära zurückdatiert, doch es dauerte noch lange, bis sie zu hochgeschätzten Utensilien der Teeliebhaber wurden. Zwischenzeitlich erreichten die typischen Song-Produkte größte Vollkommenheit, wie die noch vorhandenen Exemplare in verschiedenen Kunstsammlungen in der ganzen Welt zeigen, und übten auch großen Einfluß auf die koreanische Teekeramik aus.
Während der Herrschaft der kurzlebigen (mongol.) Yuan-Dynastie wurden zwar im Bereich der Naturwissenschaften außergewöhnliche Fortschritte erzielt, doch konnten die Künste damit nicht Schritt halten. Die Teetrinker jener Epoche bevorzugten versch. Arten von chien - bläuliche, blaue und weiße oder mehrfarbige.

In der frühen Ming-Ära machte die Teeflasche endlich dem Wasserkessel Platz und das chien der Teekanne. Deren Popularität führte entsprechend zu starker Nachfrage
nach Teegeschirr. Experimente auf dem Gebiet der Keramik führten zu neuer Eleganz und Pracht und für die Brennöfen von Yixing begann eine bis heute andauernde Blütezeit.
Während der Qing-Dynastie wurden die vielen neuen Arten von Keramik, die während der Ming-Dynastie entstanden waren, weiterentwickelt und vervollkommnet. Die Produktion war größer als je zuvor, und vieles davon war von hervorragender Qualität. Doch gab es gegen Ende eine Tendenz zu übertriebener Verzierung und große, für den Export bestimmte Mengen wurden dem Geschmack der Bestimmungsländer ange- paßt, denn im Westen wuchs die Nachfrage nach wirklich feinem chin. Porzellan, vor allem nach Celadon.
Infolge versch. Schicksalsschläge für China findet man viele der schönsten noch erhal- tenen Stücke der c. T. nur noch in Europa und Amerika.
Während der Qing-Ära blieben die Teeliebhaber ihrer Vorliebe zu Yixing-Teekannen treu und verwendeten sie am liebsten zus. mit Jingde-Tassen, vor allem mit weißen. Daneben gab es aber auch andere Arten von Tee-Accessoires, wie blaues und weißes Celadon, geflecktes goldfarbenes Porzellan aus Guangdong, lackierte Keramiken aus Fujian und dergleichen. Von besonderem Interesse sind Tassen und Teekannen, die in dieser Zeit für den Export nach Thailand hergestellt wurden. Sie sind aus feinem, stark glänzendem Steingut, dessen Kanten, Gießer und Deckel durch schmale Metallein- fassungen gegen das Absplittern geschützt waren. Man findet sie heute noch in versch. Läden in Bangkok, doch sind sie mittlerweile ziemlich teuer geworden.
Während der Herrschaft von Kaiser Yung Cheng (1723 - 1736) wurde eine Norm für die Beurteilung von Teetassen ausgearbeitet, die seither Bestand hat. Sie sollten dünn wie Eierschalen sein, von strahlend reinem Weiß, bei leichtem Antippen wie Glöck- chen klingen und wie ein Spiegel glänzen.

Die Dynastien Ming und Qing zus. könnte man als das Goldene Zeitalter der c. T. bezeichnen. Da gab es mattgrünes Celadon, blaues und weißes Porzellan (dessen herr- liches Blau Ergebnis eines Verfahrens war, das man aus Zentralasien übernommen hatte), verziertes Porzellan mit bis zu sieben leuchtenden Farben, das sog. Ochsen- blut-Porzellan (dessen häßlicher Name im Gegensatz zum Reichtum einer Farbe steht), Jingde-Porzellan von unwahrscheinlich reinem Weiß, viele Arten glasierten Steinguts, Hunderte von Formen - einfache, raffinierte, elegante, anspruchslose, bizar- re, groteske -, und zahlreiche Arten der Verzierung durch den Pinsel des Kalligraphen oder Künstlers, durch die Dekoration der Oberfläche der Gefäße mit Lack, Email, kostbaren Metallen und dergleichen. Alles zus. offenbart ein Maß an Kreativität, hand- werklicher Kunstfertigkeit und Phantasie, wie es wahrsch. nie wieder erreicht werden wird. Die Rolle, die der Tee bei der Entwicklung der Keramik gespielt hat, kann man daher gar nicht hoch genug einschätzen.

Hinsichtlich der Neuzeit konstatiert BLOFELD 1988 resigniert:
„Nach dem Zusammenbruch der Ch'ing-Dynastie im Jahre 1911 begann eine Zeit der Revolution und allg. Unruhen, dazu ein langer, erschöpfender Krieg mit Japan. Die Herstellung von Keramiken wurde, soweit wie möglich, fortgeführt, doch gab es keineauffallenden Neuentwicklungen mehr.”


Dies ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Teelexikon – DAS Nachschlagewerk für alle Teetrinker!“
 
Mit freundlicher Unterstützung durch den Autor Dr. Hans-Bernd Böttger
 
Das ganze Buch finden Sie hier zum Kauf:
 
Zum Buch
 
Literaturverweise
Benutzungshinweise
Haftungsausschluß